Francesco Petrarca

1304 – 1374           Italien

 

In Übersetzungen von

Wilhelm Neumann

 

 

 

Wenn ich vom Himmel seh Auroren steigen,

die Rosenstirn vom goldnen Haar umgeben,

ergreift mich Liebe, und ich muß erbeben

und seufze: Dort will jetzt sich Laura zeigen.

 

Beglückter Titon, du weißt, wann sich neigen

die Stunden, wann du wiedersiehst dein Leben:

Doch wie soll ich zum süßen Lorbeer streben?

Wollt’ ich ihn sehn, gäb’ ich dem Tod mich eigen.

 

Nicht so wirst scheidend du von Schmerz erfüllet,

da doch die Nacht dir die zurücke führet,

die deine blonden Locken nicht will meiden.

 

Doch mir ist herb die Nacht, der Tag verhüllet

durch die, die all mein Sinnen hat entfühet

und ihren Namen nur mir ließ beim Scheiden.